Von Ashdod nach Izmir

Am übernächsten Tag kommt dann die Meldung dass unser Frachter vor der Küste vor Anker liegt und wir uns auf den Weg machen sollen. Diesmal werden wir in Ashdod am Hafen relativ schnell abgefertigt. Wir holen unserer Bikes aus der Zollverwahrung, einer Lagerhalle im Hafen, und fahren zum Kai, wo das Schiff mittlerweile „longside“ liegt. Der kleine italiensche Kapitän (wir hatten ihn gar nicht dafür gehalten) steht an der Laderampe und begrüßt uns.

Es ist schon ein imposanter Kahn. 180m lang, 9 Decks hoch, Ladekapazität für 2500 Autos und 500 Container. Wir fahren die Laderampe hoch in den gigantischen Schiffsbauch. Die Mopeds werden verzurrt und mit einem Aufzug geht es ganz nach oben, auf Deck 9. Es gibt 6 Kabinen, die die Reederei an Frachtschiffreisende vermietet.
Wir werden von den Italienern sehr freundlich begrüßt und beziehen unsere Kajüten. O.k., dass wir hier keine Luxuskreuzfahrt gebucht haben war ja klar. Dann gibt es erst mal leckere Pizza. Wir erfahren dass der Frachter jetzt nicht wie geplant Richtung Europa ablegen wird, sondern erst mal wieder nach Haifa fahren wird. „Grrrr - na prima“

Wir bekommen mit, das es gerade Ärger mit den israelischen Grenzbehörden gibt. Zwei Passagiere, die mit dem Schiff nach Israel gekommen sind werden nicht von Bord gelassen. Die „Immigration“ ist an Bord und beide werden verhört. Später erleben wir dann noch was passiert, wenn man als Einreisender, gegenüber der israelischen Immigration, ein paar blöde Sprüche zu viel macht. Einer der beiden bekommt noch eine chemische Analyse seiner Zahnpasta. Das dauert 12 Stunden. Letztlich müssen beide an Bord bleiben, ihnen geht ganz schön die Muffe. Spät in der Nacht laufen wir dann endlich aus.

Am nächsten Mittag ist Haifa in Sicht. Eskortiert von einem Kriegsschiff laufen wir in den Hafen ein. Hier ist sehr viel israelische Kriegsmarine am Start. Wieder beginnt das Theater mit der Immigration. Die beiden Europäer werden erneut verhört und ich bekomme mit dass sie dem Einen ziemlich die Kajüte auseinandernehmen. Alles wird durchsucht.
Da wir hier einen halben Tag Aufenthalt haben, beschließen Werner und ich von Bord zu gehen, und mal irgendwo einen Kaffee zu trinken und ein paar Einkäufe zu machen. Wir haben übrigens überhaupt keine Probleme mit der Immigration, beantworten brav ein paar Fragen, und können von Bord. Als wir abends wieder kommen sind die immer noch mit den beiden Europäern zu Gange. Erst kurz bevor wir um ca. 23:00 Uhr ablegen dürfen beide dann doch das Schiff verlassen.

Von jetzt an, bis nach Italien, sind wir drei die einzigen Passagiere auf dem Frachtschiff. Es geht zunächst nach Izmir, das bedeutet: Erstmal 2,5 Tage auf See.

Wenn man mit der richtigen Einstellung an die Sache geht, sind Frachtschiffreisen gar nicht so verkehrt. Die Italiener geben sich Mühe, damit wir uns wohl fühlen. Das Essen, gute italienische Hausmannskost ist in Ordnung. Es gibt sogar täglich eine neue Speisekarte. Gespeist wird gemeinsam mit den Offizieren und dem Kapitän.
Jeden Tag „captains dinner“ ist doch auch mal was. Für Rugard, der keine Pizza und Erdbeermarmelade mag, war das, glaube ich, nicht so der Kracher. Wir verbringen viel Zeit auf dem obersten Deck, das wir ja jetzt ganz für uns alleine haben. Auf offener See, bei gutem Wetter, hat das schon etwas für sich.
Für uns war diese Zeit gut. Ich habe sie genutzt um unsere Erlebnisse noch einmal in aller Ruhe zu reflektieren. Vieles von diesem Reisebericht ist dort entstanden. Werner, mit dem ich mir eine Kabine teilte, hat viel Gitarre gespielt und gemeinsam haben wir das Erlebte noch einmal aufgearbeitet.

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